Im Interview mit der Kleinen Zeitung sprachen Rektor Peter Riedler, Institutsleiterin Anita Ziegerhofer, ACIPSS-Direktor Paul Schliefensteiner, Daniela Grabovac (Extremismuspräventionsstelle) und Friedensforscher Maximilian Lakitsch über die Ringvorlesung „Extremismus“, die sich mit den Ursachen, Dynamiken und Präventionsstrategien extremistischer Strömungen auseinandersetzt. Nach dem großen Interesse im Wintersemester 2024/25 wird die Vorlesungsreihe nun auch im Sommersemester 2025 fortgesetzt. Dank der Unterstützung von Rektor Peter Riedler kann das Format weitergeführt werden, um einen interdisziplinären und wissenschaftlich fundierten Blick auf die Herausforderungen extremistischer Ideologien zu ermöglichen.
Ein Blick auf aktuelle Entwicklungen zeigt die Dringlichkeit des Themas: Soziale Medien sind längst zu Plattformen geworden, auf denen sich Radikalisierungsprozesse in rasantem Tempo vollziehen können. Fälle wie jener eines jungen Mannes, der sich innerhalb weniger Wochen über TikTok radikalisierte und schließlich eine Gewalttat verübte, verdeutlichen, wie wichtig fundierte Aufklärung und Prävention sind. „Die Universität ist ein wichtiger Ort für die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Entwicklungen – auf der Basis eines klaren Wertekonzepts“, betont Rektor Peter Riedler. Die hohe Teilnehmerzahl im Wintersemester verdeutliche das wachsende Interesse an einer differenzierten Betrachtung von Extremismus, so Anita Ziegerhofer, Mitinitiatorin der Vorlesungsreihe.
Die Vorlesungsreihe deckt ein breites Themenspektrum ab – von religiösem Extremismus und der Politisierung des Gaza-Krieges über Integration als Mittel der Prävention bis hin zu Sicherheitsstrategien des Staatsschutzes. Ein besonderer Fokus liegt auf der Rolle digitaler Netzwerke. „Radikalisierung erfolgt oft in individualisierten Massenbewegungen – Menschen tauschen sich online aus, ohne ihre Gesprächspartner persönlich zu kennen“, erklärt Paul Schliefensteiner vom Austrian Center for Intelligence, Propaganda and Security Studies (ACIPSS). Besonders gefährdet seien Jugendliche in Phasen der Selbstfindung, die sich durch einfache, emotional aufgeladene Botschaften angesprochen fühlen. „Die Herausforderung ist, diese jungen Menschen aus der digitalen Radikalisierungsdynamik herauszuholen“, ergänzt Daniela Grabovac von der Extremismuspräventionsstelle.
Radikalisierung kann verschiedene Ursachen haben – sei es Identitätssuche, gesellschaftliche Marginalisierung oder die Interpretation von Religion. „Extremismus und Fundamentalismus sind häufig Reaktionen auf Unsicherheit und Orientierungslosigkeit“, erläutert Friedensforscher Maximilian Lakitsch. Das verbindende Element ist jedoch immer das gleiche: Extremistische Gruppen destabilisieren, indem sie Angst und Hass schüren. Globale Entwicklungen tragen zusätzlich zur Anfälligkeit für extremistische Ideologien bei. „Politische Machthaber – sei es in den USA, Russland oder anderswo – nutzen gesellschaftliche Spaltungen für ihre eigenen Zwecke. Diese Dynamik wiederum verstärkt die Attraktivität radikaler Narrative“, so Lakitsch.
Die Fortsetzung der Ringvorlesung im Sommersemester 2025 bietet erneut eine wertvolle Plattform für den wissenschaftlichen Diskurs und den interdisziplinären Austausch. In einer Zeit, in der Extremismus zunehmend die öffentliche Debatte prägt, bleibt die differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema essenziell.