Im Rahmen der diesjährigen Tagung der Associazione Internazionale di Studi Tardoantichi (AIST) in Lecce, Italien, hielt Frau Ao. Univ.-Prof.in Drin Evelyn Höbenreich (Leiterin des Fachbereichs Römisches Recht am Institut für Rechtswissenschaftliche Grundlagen) am 8. Februar 2018 im Museum des Institutes für Archäologie (MUSA) an der Universität in Lecce einen Vortrag über Frauen und Gewaltmuster in den Rechtserfahrungen der Antike und Moderne.
Höbenreichs Vortrag „Riflessioni storico-giuridiche sulla violenza sessuale“ nahm den jüngsten weltweiten Aufschrei (#MeToo) vieler Frauen und Jugendlicher, die während ihrer beruflichen oder sportlichen Ausbildung verschiedene Formen sexueller Gewalt erlitten haben, zum Anlass, um einige Machtdynamiken in sozietalen Gefügen zu analysieren, die derartige Verhaltensmuster auf Seiten der Täter und der Opfer unterstützen.
Zur Illustration dieser Funktionsweisen in der Praxis hat Höbenreich medizinisch-juristische Handbücher in deutscher Sprache für Justizverwaltungs- und Polizeibeamte, Untersuchungs- und Laienrichter untersucht, die an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert markante Weichen für die Ermittlung der Schuldfrage bei an Frauen begangenen Sexualdelikten bis in die 1970er Jahre und darüber hinaus stellen. Neben der Geburt der Psychiatrie, Psychoanalyse und Sexualwissenschaft hat vor allem die analytische Schule Cesare Lombrosos nachhaltig und nicht immer auf den ersten Blick erkennbar das Strafrecht, die Kriminologie und die Gerichtsmedizin beeinflusst.